Ich habe ihn heute morgen gefunden in einem Gebüsch abseits der Straße.
Jemand hatte ihn in einen Karton gelegt, ein weisses Handtuch dazu.
Jetzt wartet er in unserem Garten im Schatten auf sein Begräbnis.
Wie alt er wirklich war wusste niemand so recht. Vielleicht 17 ? Es schien, als würde er nicht wirklich altern, krank werden nur einmal alle 20 Jahre - und als gäbe es die Möglichkeit zu sterben für ihn nicht.
Er überlebte einen Sturz auf die Straße aus dem 3. Stock, den Waschgang bei 60 Grad inkl. Schleuder-Umdrehungen.
Nachdem er 15 Jahre alleiniger Herrscher einer 7 Zimmerwohnung war, überstand er den Umzug aufs Land und den Zuzug eines Terriers.
Ihm zeigte er nach einem Jahr Bedenkzeit seine Akzeptanz, indem er ihn nur noch mit eingezogenen Krallen verprügelte, zuletzt war es eher eine zärtliche Geste.
Er war ein begnadeter Pianist.
Er lernte alle Türen zu öffnen, auch die Haustür.
Leider wandte er in der Silvesternacht sein Können nicht an, als wir ohne Schlüssel davor standen und er sich von innen über unsere vergeblichen Einbruchversuche amüsierte.
In schlechten Zeiten tröstete er.
In guten Zeiten nervte er, wenn er z.B. zum 795. mal am Tag Futter verlangte und einem aufdringlich selbstbewusst mit schwingenden Hüften um die Füße strich.
Ebenso konnte er in Androhung terroristischer Maßnahmen sich derart heftig gegen die Tür werfen, wenn er Einlass oder Futter verlangte, dass man um die Statik des kleinen Häuschens bangte.
Und ich sagte dann:"Canetti du nervst, du hast heut schon 6 mal gefressen" und spätestens 1 Minute danach sah ich mich wie fremdbestimmt seinen Napf füllen.
Wie gerne hätte ich, dass er mich jetzt nervt.
